Nur Endspurt oder ein weiterer toller Tag auf Tour.

Alles hat irgendwann ein Ende, aber soll das jetzt schon sein?

Unsere Nacht war frisch, nein eigentlich sogar kalt. Gute 8°C hatten wir. Aber diesmal waren wir besser vorbereitet. Alles an, was die Nacht davor geholfen hat und siehe da, kein frieren. Nur das Gefühl, wenn man sich auf dem Kissen umdreht und eine Stelle erwischt, auf der man vorher nicht gelegen hat. Uiuiuiui, da wird man mal schnell wach, genauso schnell bin ich aber auch wieder eingeschlafen.

Insgesamt war die Nacht ruhig, auch wenn wir nur bis viertel nach Sieben geschlafen haben, also ich zumindest. Die Sonne geht mittlerweile erst spät auf. Vor 09:00 Uhr ist da nicht dran zu denken. Meistens reicht es noch dazu, dass Zelt ein wenig zu trocknen, oft hilft der Wind dabei.

Frühstück ist angesagt. Rührei, Baguette und natürlich Kaffee. Wir haben eine Bank mit einem Tisch gegenüber von unserem Platz. Es ist kalt, aber gemütlich, Sonne leider Fehlanzeige. Mittlerweile schaut keiner mehr auf die Uhr, wann wir loskommen. Wenn wir fertig sind, dann starten wir, irgendwas zwischen 09:45 und 10:30 wird es wohl werden.

Als ich gestern Abend das Abendessen holen war, habe ich eine Burg gesehen und den Weg dahin schon mal erkundet. Diese sollte dann heute unser erstes Ziel sein. Angekommen haben wir unsere Sachen verstaut und uns auf den Weg gemacht die zu besuchen.

Wir wollten da rein, alles anschauen und genießen. Aber Pustekuchen, die hatte zu. Zum Glück hatte ich die Drohne mit, so dass wir wenigstens ein paar Aufnahmen machen konnten. Hier dann der erste Schreck, Verbindung zur Drohne verloren, als die auf der Rückseite der Burg war. Vor mir eine 20 m hohe Felswand, nichts mit Funksignalen.

Ich also losgelaufen, schauen wo es ein besseres Signal gibt, gleichzeitig auch versucht, die Drohne höher steigen zu lassen, damit der Winkel besser wird. Das waren verdammt lange 90 Sekunden, bis die wieder reagiert hat. So, jetzt nochmal eine Runde um die Burg, diesmal aber höher und mit Verbindung.

Als wir wieder runterkamen und uns die Zeit genommen haben, die Schilder zu lesen, ja auf dem Rückweg ist das schon doof, sollte man eigentlich vorher machen, stand da, dass man sich bei der Gemeinde anmelden könne und dann auf die Burg kann.

Naja, wer lesen kann ist klar im Vorteil. Nächstes Mal, bestimmt, zumindest habe ich mir das vorgenommen. Erst gucken, das Internet soll dabei wohl auch helfen, dann hinfahren.

So setzen wir uns wieder auf die Bikes und begeben uns auf unsere heutige Etappe. Knappe 230 km sollen es werden, bis zum Fuße der Vogesen. Irgendwie haben wir hier die Gegend ja schon auf dem Hinweg durchfahren. Dennoch, es ist hier so viel Platz, da sollte es doch möglich sein, keine Straße zweimal fahren zu müssen.

Die Route ist mit Garmin Adventure Modus geplant, aber irgendwie kommt da grade nur Müll bei raus. Ja, es gibt Gegenden, wo fast alle Straßen gerade sind, aber doch nicht so. Überwiegend große Straßen, viel Verkehr und durch Städte. Ok, Dijon ist nur von weitem hässlich, die Innenstadt jedoch ist schon sehr schön.

Aber irgendwie sagt mir die Navigation heute gar nicht zu. Geradeaus ist ja ok, aber dann bitte auf kleinen Backroads. Selbst das Wechseln der Routingmodi bringt da heute nichts. Es bleibt bei den doofen Straßen. Also anhalten und einen Zwischenstopp einbauen, irgendwo in den Bergen.

Und siehe da, auf einmal geht's. Kleine Straßen, Berge oder eher noch Hügel, aber Kurven. Und somit auch Spaß. Selbst Iris meckert mittlerweile, wenn es zu lange geradeaus geht.

Für mich steht fest, an Betty kommt ein Handyhalter, dann läuft da wieder TomTom oder Calimoto mit, und ich kann aussuchen, wonach ich fahre. So, auf keinen Fall mehr.

Heute vor 4 Monaten hat Iris ihren Führerschein gemacht. Seitdem sind wir zusammen bereits 12.000 km auf Tour gewesen. Dafür, dass wir beide nicht wirklich wussten, ob dieses Reisen, also auf diese Art und Weise, mit uns beiden wirklich funktioniert, haben wir schon ordentlich Kilometer geschrubbt.

So nun aber zurück zu unserem Tag. Nachdem die Straßen und Verläufe zu unserer Zufriedenheit sind, können wir nur noch am Wetter nörgeln.

So ein bisschen jammern geht ja immer. So 4 bis 5 °C wärmer wären toll, die Sonne ein wenig konstanter, also ohne die Wolken dazwischen. Ja, ein hohes Niveau was wir da grade auftischen. Und dass obwohl wir den ganzen Tag ohne Regenkombi und Regen unterwegs waren.

Es ist ungefähr 15:45 Uhr, als Garmin meint, aus einer Restentfernung von ca. 21 Kilometern eine neue Route von gut 36 Kilometern zu bauen. Erst wollte ich meckern, anhalten, neustarten, so was halt. Da wir aber eher früh dran sind, lassen wir uns drauf ein.

Tja, was hat Garmin da für uns gemacht? Anstatt über Mühlhausen zu fahren, nehmen wir grade die Auffahrt zum Ballon d' Alsace. Und wir sind uns beide einig, dass hat sich gelohnt. Sowohl rauf als auch die andere Seite runter machen eine Riesengaudi.

Nur kalt ist es, also an den Fingern. Und da ist es wieder das typische deutsche nörgeln. Irgendwas finden wir immer. Oder nicht? Also ich glaube es ist das erste Mal auf dieser Tour, dass wir das tun. Vielleicht liegt es am Regen der letzten Tage, vielleicht die Nähe zu Deutschland? Auf jeden Fall fällt es uns auf und wir reagieren darauf.

Wir freuen uns am Straßenverlauf und an den kleinen und schönen Ausblicken, die immer wieder geboten werden. Die Straßen sind trocken, man kann zügig fahren, natürlich immer mit einem Blick auf das schon ordentlich geschundene Hinterrad von Betty. Noch gute 600 km muss das halten, dann sind wir wieder zu Hause.

Das wäre seit langem der erste Urlaub, ohne dass ich das Hinterrad tauschen muss. Zum Glück ist Iris noch nicht ganz so schnell, dass zeigt sich aktuell an meinem Hinterrad. Raucherpausen kann ich keine mehr machen, wenn ich es mal schneller angehen lasse und dann an der nächsten Kreuzung warten will. Die Zeiten sind vorbei. Mittlerweile kommt hier jeder auf seine Kosten.

So, direkt am Campingplatz vorbei gerauscht und noch schnell was einkaufen. Über uns kreisen die Wolken wie Aasgeier. Sie warten nur darauf, dass wir nicht aufpassen. Aber sie ziehen dunkel und bedrohlich in guten 200 oder 300 m an uns vorbei.

Jetzt aber zurück zum Platz. Aufbauen, Abendessen kochen, chillen und schreiben. Danach vielleicht noch einen Plan für morgen. Wobei hier in den Vogesen kann man nichts falsch machen. Ok, vielleicht im Kreis fahren, also große Kreise. Schließlich hat der Col de la Schlucht auch 4 Auffahrten, die man genießen kann.

Wir werden sehen. Das Wetter soll sich halten, sie Temperaturen wohl eher bescheiden. Hauptsache trocken, mehr Wünsche haben wir nicht.

Morgen geht's durch die Vogesen. Rauf auf den Grand Ballon und die Route des Crêtes stehen als erstes auf dem Plan. Danach irgendwie weiter nach Norden.

Es wird wohl dann die letzte Nacht in Frankreich kommen. Montag dann die Schlussetappe nach Hause.

Aber bis dahin gibt es noch etliche wunderschöne Kilometer, Dörfer, Landschaften und hoffentlich noch einen Flammkuchen mit Munsterkäse.

Bisher waren wir 4.830 Kilometer auf der Straße.