Ein durchwachsener Tag mit Happy End.

Am Ende wird alles gut, nur dazwischen ist halt manchmal echt Schei...., tja so Tage gibt es.

Die Nacht hat es immer wieder geregnet. Als um 07:00 Uhr ein Zwischenstopp auf der Toilette angesagt war, war es mal kurz trocken. Kaum zurück im Zelt, fing es wieder an. Also noch mal umdrehen, ein wenig dösen, oder so wie ich halt nochmal richtig einschlafen.

Wir haben Zeit, unsere Fähre geht erst um 11:45 Uhr und der Weg dahin sind auch nur 22 Kilometer. Also ist Bummeln angesagt. Der Regen lässt nach und wir räumen langsam zusammen. Frühstück mit Baguette und Brie ist irgendwie Standard geworden.

Es bleibt trocken, aber für das Zelt reicht es nicht, dass erste Mal müssen wir feucht einpacken. Naja bei ordentlich Wind ist das heute Abend Ruck Zuck trocken.

So, alles auf den Bikes, die Uhr sagt 10:22 und wir sind auf der Straße. Die ist zwar nass, aber von oben ist alles OK. 22 Kilometer ist nicht viel, so kommen wir schnell voran. Unterwegs noch was für zwischendurch holen, Snacks, Getränke.

Auf dem Parkplatz werden wir von Deutschen angesprochen. Eigentlich wird Iris angesprochen, von einer älteren Dame, die eigentlich auch gerne wieder Motorrad fahren würde. Zuletzt sei sie auf ner GoldWing unterwegs gewesen, aber die bekommt sie nicht mehr gehandelt. Gleichzeitig merken wir, dass ihr Mann ihr wohl auch nicht mehr so viel zutraut.

Wir verstauen unsere Sachen und dann geht's weiter. Noch 8 Kilometer bis zum Hafen. Der Himmel sieht gut aus, viele Wolken, aber das sollte passen. Die Vorhersage stand auf trocken.

Die Schlange vor dem Tor zur Fähre ist überschaubar, und so stellen wir uns schon einmal an. Etwas über 20 Minuten bis zum Einlass. Hmm, wo bekommen wir die Tickets? Online gibt es nichts, an der Straße haben wir auch nichts gesehen, also hoffen wir, dass es die an der Einfahrt dann gibt.

Die Tore gehen sogar etwas früher auf als angeschrieben, also vorrollen und tatsächlich direkt am Tor bezahlen. 16,- € pro Mopped um über 200 Kilometer Fahrt zu sparen, das ist fair. Außerdem ist das schon mal eine Übung für Norwegen.

Wir stehen in der Schlange vor der eigentlichen Fähre, denn die ist grade angekommen und wird entladen. Die ersten Tropfen fallen, ach das passt schon bis wir auf der Fähre drauf sind, da sind wir uns einig. Kaum ausgesprochen beginnt der Mist, schneller als wir von den Moppeds absteigen können sind wir klatschnass, außerdem könnte ja jeden Augenblick die Auffahrt auf die Fähre beginnen. Pünktlich zur Auffahrt , als die Schranken aufgehen, hört es auch auf.

Wir fahren drauf, was für ein Chaos, jeder will erster sein. Wir kommen dennoch recht zügig auf das Schiff. Ganz vorne an einer Ecke stehen wir. Die Moppeds schräg eingeparkt, verzurrt wird hier nichts. Ok, Seegang haben wir wahrscheinlich auch nicht wirklich.

So jetzt rauf an Deck in die Sonne und versuchen wieder trocken zu werden. Auf dem kurzen Stück bis rauf an Deck, kommt echt die Sonne raus. In der Ferne sehen wir, wie die Regenfront weiterzieht. Hoffentlich sind die Wolken schneller als das Schiff.

Wenigstens ist uns auf der 30-minütigen Überfahrt nicht kalt. Die Sonne bleibt und wärmt uns. Richtig trocken werden wir jedoch nicht. Unterwegs auf See geht hier und da einmal eine Alarmanlage von einem Auto an, soviel also zu dem Thema wenig Seegang.

Als wir anlegen, stehen Betty und Krümel brav so wie wir sie abgestellt haben. Anziehen, starten und ab, nichts wie raus aus der Stadt. Irgendwie sind wir auf Tour keine Stadtmenschen. Zu viele Leute verursachen bei uns Stress. Lustigerweise können wir aber auch auf klassischen Städtetrips unseren Spaß haben, Wien, Berlin, Paris, alles Städte, in denen wir uns wohlgefühlt haben. Aber wahrscheinlich, weil es so geplant war und man die Stadt und den Trubel erleben wollte.

Heute also einfach nur schnell durch Royan. Vollgestopft mit Touristenschaufenstern, in denen irgendwelcher Ramsch vertickt wird. Ne, das mögen und brauchen wir nicht.

Wie gesagt, die Île de Ré soll unser heutiges Ziel sein. Weitere 160 entspannte Kilometer sind geplant. Das Wetter ist mittlerweile auch wieder OK, die Sachen trocknen und uns ist es warm. Was will man mehr.

Die Landschaft ist zum Glück abwechslungsreicher als gestern, auch wenn die Straßen platt sind. Wenigstens ein paar Kurven hatten wir heute dabei. Die Dörfer sehen schon wieder ganz anders aus als gestern, vieles könnte auch bei uns um die Ecke sein.

Kurz vor der Brücke auf die Insel fallen schon wieder die ersten Tropfen. Regenkombi an oder nicht, was tun. Es ist immer die gleiche blöde Frage hier am Meer. Meistens hört es schneller auf, als man die Sachen anhat. Wenn man die aber anzieht und es kühlt nicht ab, dann schwitzt man wie blöde. Also wie man es macht, es bleibt einfach falsch.

Wir entscheiden uns die Sachen unter einen Baum anzuziehen. Natürlich ist der Regen fast vorbei, als wir fertig sind. Aber die Entscheidung war dennoch richtig, denn unterwegs gab es noch etliche Schauern.

Die Île de Ré ist wunderschön, auch bei Nieselregen und Windböen. Die Vegetation ist mediterran, die Häuser in den Dörfern wirken eher wie in Spanien, alles ist in weiß gestrichen. Auch mit dem Wissen, dass hier an den Stränden haufenweise Touristen lungern, hat die Insel mich in ihren Bann gezogen.

Dieses Mal habe ich einen Campingplatz rausgesucht, der am westlichsten Zipfel, direkt am Leuchtturm liegt. Die Fahrt über die Insel ist schön. Die Salinen immer wieder im Blick. Ich denke wir werden sicherlich ein wenig Salz von hier mitnehmen, ich stehe auf gutes Salz.

Der Platz liegt mitten in den Dünen, nur ca. 100 m Fußweg bis ans Meer. Man kann es riechen, fühlen, hören und sogar schmecken. Ich liebe die Atlantikküste. Als wir ankommen ist alles total entspannt. Es regnet nicht, die Sonne scheint immer mal.

Ehhhm Moment, Korrektur, es regnet, die Sonne will scheinen, ach Mist, der Regen und die Sonne wechseln sich ständig ab. Man weiß nie, ob man nass wird oder nicht. Es ist warm und dann der Wind dazu, ich muss sagen so lässt es sich aushalten.

Das Zelt ist Ruck Zuck aufgebaut und beim Abspannen sogar schon trocken. So jetzt aber ab ans Wasser, baden gehen.

Das Wasser ist nicht wirklich kalt, aber die Wellen wieder hoch. Ein Stückchen raus und schon ist man ordentlich in Bewegung. Ich denke so ca. 1 Meter Höhe werden die Wellen hier heute haben. Beim rausgehen haut mich eine solche Welle doch echt um. Auf einmal schwupps und ich lag auf allen Vieren da, aber alles gut.

Es ist faszinierend welche Kraft das Wasser hat, wie schnell man hier eine Welle unterschätzt. Wir gehen noch ein wenig am Strand spazieren, bevor es dann Abendessen gibt.

Da hat mich doch beim Einkaufen das Rinderfilet mal so richtig angelacht. So gibt es heute Rinderfilet mit Kartoffelsalat, ein wenig Baguette und leckeren frischen Tomaten.

Nach dem Essen geht es dann wieder an den Strand, hoffentlich gibt es heute einen schönen Sonnenuntergang. Es ziehen zwar Wolken umher, aber das Farbenspiel ist dennoch wunderschön. Es ist schwierig zu beschreiben, was die Sonnenuntergänge am Atlantik so anders macht. Ich persönlich finde diese hier die schönsten, egal ob bei Wolken oder klarem Himmel.

So nun sitze ich hier, mal wieder mit einem Becher Wein aus Bordeaux, und tippe dass, was wir erlebt haben.

Die nächsten Tage gehen wieder Richtung Westen, sicherlich nicht direkt nach Hause, aber so grob die Richtung.