Es geht in großen Schritten Richtung Heimat.

Noch 4 Fahrtage, einschließlich heute, dann sollten wir daheim sein. Andersherum sind es noch 4 Tage voller Abenteuer und Erlebnisse die da auf einen zukommen. Landschaften, Dörfer, wir dürfen hier noch einiges erleben.

Die Nacht war kalt. Anfangs noch OK, aber irgendwo gegen Mitternacht wurde es langsam kalt. Ich bin aufgestanden, habe meine Socken und meinen neuen Seidenschlafsack, der als Inlett in den normalen kommt ausprobiert. Und was soll ich sagen, es funktioniert, Wahnsinn.

Laut Wettervorhersage müssten das so um die 8°C gewesen sein. Eieieiei, noch 3 solche Nächte? Naja, jetzt wissen wir ja, dass es funktioniert. Dennoch, die nächste Anschaffung wird ein neuer Schlafsack werden.

Iris schläft mit ihrem Helinox Bett super, ein dünner Topper drauf, das passt noch, wenn wir mal in Gegenden fahren, wo es regelmäßig so kalt, oder noch kälter wird, kommt eine dünne Isomatte zum Aufblasen da drunter. So 2 bis 3 cm reichen da als Isolierung.

Als wir aufwachen ist es ruhig, kein Regen, keine Stimmen, nur ein paar Vögel, die auch wach werden. Als erstes wird das Wetter gecheckt. Kein Regen bis 09:00 Uhr, also erst packen, dann frühstücken. Die Sonne kommt langsam durch. Leider auch die ersten Regentropfen.

Das ist das erste Mal, dass wir das Zelt richtig nass einpacken müssen. Egal, solange es nicht feucht im Sack bleibt, ist alles gut. Wir frühstücken vorne am Unterstand neben dem Imbiss. Der Betreiber weiß Bescheid und hat nichts dagegen.

Der Regen hat auch wieder aufgehört, so dass ich die Regenkombi im Topcase verstaue. Iris traut der Sache nicht und zieht ihre an. Die Erfahrung sagt ja eigentlich, solange einer mit Regensachen fährt, regnet es nicht. Naja, normalerweise.

Es fühlt sich komisch an, an zu Hause und den Alltag zu denken. Viel lieber würde ich weiter auf Tour gehen. Neue Länder erleben, neue Völker und Kulturen kennen lernen. Iris dieses Jahr Frankreich zu zeigen, zumindest einen kleinen Teil davon ist schön.

Mehr reizt mich aber alles das, was man noch nicht erlebt hat, auch wenn es hier sicherlich noch tausende von wunderschönen Kilometern Straßen, Bergen, Schluchten und vor allem Menschen gibt. Aber irgendwie weiß man so ein bisschen, was einen erwartet, wenn man herfährt. Dort wo man noch nie war, ist es noch ein wenig mehr Abenteuer.

Während ich in den Gedanken schon über Offroadtraining für Iris nachdenke und gleichzeitig die Landschaft genieße, stellen wir fest, die Getränke sind leer, Zeit für eine Pause.

Ich gehe im Supermarkt eben was zu trinken holen, da fallen schon wieder die nächsten Regentropfen. Sachen an oder nicht ist hier die große Frage. Ich entscheide mich weiterhin dagegen.

Aber nach gut 30 Minuten wird es so viel, dass ich meine Sachen dann doch anziehen muss, dabei waren die Handschuhe grade richtig trocken. Egal, so lange wie gestern soll es nicht regnen. Nach gut einer Stunde ist alles wieder vorbei, und die Sonne zeigt sich sogar manchmal.

Es ist immer wieder faszinierend, welchen Einfluss die Sonne auf unser Gemüt, auch hier beim Fahren hat. Sobald die scheint, ist man fröhlich, selbst die nassen Straßen sind egal.

Apropos nasse Straßen. Ich bin bei weitem kein toller Regenfahrer, aber die Straßenbeläge hier ich Frankreich machen mich fertig. Oft grob und mit großen schwarzen Bitumenflächen versetzt, bis ich da Vertrauen aufgebaut hab, ist es meist wieder trocken.

Die Strecke führt durch weite Naturreservate, es ist toll zu sehen, wie viel Fläche hier in Frankreich geschützt ist. Gleichzeitig stellen wir fest, wie unterschiedlich der Herbst bereits in den verschiedenen Regionen fortgeschritten ist.

Zu Beginn unserer Reise fing das Farbenspiel in den Vogesen so grade an. Im Süden war davon gar nichts zu sehen, hier im Nordosten gibt es scheinbar Regionen, die bereits das Farbenspiel eröffnet haben und Regionen in denen scheinbar noch nichts passiert.

Ähnlich ist es auf den Feldern. Hier gibt es Sonnenblumenfelder, die scheinen gerade erst zu erblühen, dann 2 Kilometer weiter gibt es welche, die sind kurz vor der Ernte und scheinen fast vertrocknet.

So langsam nähern wir und dem Ende unserer heutigen Etappe. Nur noch 40 Kilometer, es ist recht früh, halb vier. Wir müssen links abbiegen und irgendwas in mir sträubt sich dagegen. Vor uns dunkle Wolken, man sieht den Regen schon.

Na super, muss das sein? Naja, das soll der letzte Schauer für heute sein, also durch.

Kennt ihr dass, ihr fahrt eine Woche oder mehr, und es gibt Situationen, da fährt man wie der erste Mensch auf einem Motorrad. Ein einfaches Rechtsabbiegen funktioniert nicht. Ja ok, es war so fast 180° und mit einer kleine Stufe drin, dennoch bin ich auf der Gegenfahrbahn rausbekommen.

Iris brav hinterher, die gleiche miese Linie. Ich frage mich wie so etwas kommt. Ich bin nun in den letzten 5 Jahren gute 85.000 km gefahren und dennoch gibt es Situationen, bei denen man an sich selbst zweifelt.

Die letzten Kilometer sind dann zum Glück wieder trocken. Wir entscheiden uns erst aufzubauen, dann einzukaufen. Das Zelt steht schnell, die Sachen vom Mopped runter und dann ab zum Intermarche.

Iris will irgendwas mit Nudeln haben. Also erst man Nudeln in den Einkaufswagen und dann mal schauen, was es dazu gibt. Fleischklößchen wären cool.

In der Frischetheke gibt es Bouletten mit irgendwelchen Gewürzen, die nehme ich, kleiner machen geht ja immer.

Wieder am Platz angekommen, haben wir heute den Luxuskochplatz. Eine überdachte Tischgarnitur aus Holz, perfekt. Mal nicht in der Hocke vom Stuhl aus kochen.

Da die Nacht bestimmt wieder frisch werden soll, wird heute direkt alles ausgepackt, so dass ich die Nacht nicht wieder raus muss.

Nun sitze ich im Zelt, tippe und überlege, was wir die kommenden Tage noch so machen können. Die Etappen werden kürzer, mehr Zeit zum gucken. Die Sonne soll auch scheinen, also alles gut.

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